Reinventing Organizations: Ein visionäres oder ein naives Buch?
Was ist “Reinventing Organizations”?
Das Buch “Reinventing Organizations” von Frederic Laloux ist ein Bestseller, der viele Menschen begeistert hat. Laloux behauptet darin, dass es eine neue Stufe der organisatorischen Entwicklung gibt, die er als “evolutionär-Teal” bezeichnet. Diese Stufe zeichnet sich durch drei Merkmale aus: Selbstmanagement, Ganzheit und evolutionärer Sinn.
Laloux beschreibt zwölf Beispiele von Organisationen aus verschiedenen Branchen und Ländern, die diese Merkmale umsetzen. Er behauptet, dass diese Organisationen innovativer, effektiver und sinnstiftender sind als traditionelle hierarchische oder bürokratische Organisationen 1.
Warum dieser Blogpost?
Tatsächlich fand auch ich die Ideen des Buches zunächst einleuchtend und motivierend. Doch ist das Buch wirklich so revolutionär und überzeugend, wie es scheint? Oder ist es eher eine idealistische und unrealistische Vision von Laloux?
Ich möchte in diesem Blogpost einige Kritikpunkte an dem Buch vorbringen und zeigen, warum ich es für problematisch halte.
Kritik am Evolutionär-Teal
Erstens glaube ich nicht, dass es eine klare und eindeutige Definition von “evolutionär-Teal” gibt. Laloux verwendet verschiedene Quellen und Theorien, um seine Stufe zu begründen, aber er macht keine klaren Abgrenzungen oder Kriterien für sie. Er scheint eher eine subjektive Auswahl von Organisationen zu treffen, die ihm gefallen oder die seiner Meinung nach zu seiner Stufe passen 3. Das macht es schwer zu überprüfen oder zu widerlegen, ob seine Stufe wirklich existiert oder ob sie nur eine Konstruktion von Laloux ist.
Kritik an der Generalisierbarkeit der Aussagen
Zweitens glaube ich nicht, dass die Beispiele von Laloux repräsentativ oder generalisierbar sind. Die meisten seiner Beispiele sind relativ kleine oder mittlere Organisationen mit einer spezifischen Kultur oder einem spezifischen Kontext. Es ist fraglich, ob ihre Praktiken auf andere Organisationen übertragbar sind oder ob sie in anderen Situationen funktionieren würden 3. Außerdem ignoriert Laloux die möglichen Schattenseiten oder Herausforderungen seiner Beispiele. Er stellt sie als perfekte Modelle dar, die keine Probleme haben oder keine Fehler machen 3. Das erscheint mir unrealistisch und unehrlich. Vielleicht sollte Laloux seine Beispiele lieber als “beobachtete Einzelfälle” oder “Experimente” bezeichnen, denn das klingt viel ehrlicher und bescheidener.
Kritik an der Offenheit für andere Perspektiven
Drittens glaube ich nicht, dass das Buch einen echten Dialog oder eine echte Reflexion fördert. Laloux schreibt sehr überzeugt und begeistert von seiner Stufe und seinen Beispielen. Er lässt wenig Raum für andere Perspektiven oder Meinungen. Er kritisiert andere Formen der Organisation als veraltet oder dysfunktional 1. Er impliziert auch, dass seine Stufe die beste oder die einzige Möglichkeit ist, um sinnvolle Arbeit zu schaffen 1. Das erscheint mir arrogant und dogmatisch. Die Bezeichnung der Ideen im Buch als "Thesen", “Meinung” oder “Glaube” wäre viel offener und toleranter.
Einordnung in den empirisch-wissenschaftlichen Kontext
Ich denke, dass das Buch “Reinventing Organizations” einige interessante Ideen und Anregungen enthält, aber auch viele Schwächen und Grenzen hat. Ich würde es nicht als ein visionäres oder ein wissenschaftliches Werk bezeichnen, sondern eher als ein persönliches oder ein spirituelles Werk. Ich würde daher empfehlen, es mit Vorsicht und Kritik zu lesen und sich nicht blind davon verführen lassen. Alternativ helfen Ihnen unsere Agile Coaches gerne auf empirischer Grundlage und durch die Analyse Ihrer IST- und SOLL-Situation, den für Sie richtigen Weg Ihrer Organisation zu finden.